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Mogwai: Ein Ranking aller Alben

Mogwai sind eine schottische Post-Rock-Band, die in diesem Jahr ihr 30-jähriges Bestehen feiert und damit zusammen mit Godspeed You Black Emperor und Sigur Rós zu den dienstältesten Post-Rock-Bands überhaupt gehört. Das Erscheinen ihres neuesten Albums The Bad Fire im Januar diesen Jahres war für mich Anlass genug, ein persönliches Albumranking der Band zu erstellen.

Als Faustregel kann man (leider) sagen, dass Mogwai mit der Zeit immer schlechter geworden sind – was andererseits eine schöne Gelegenheit ist, die Band chronologisch kennenzulernen und so ihren Entwicklungsgang durch die Zeit hindurch nachzuhören. Wem das zu mühselig ist, kann sich ja an dieser Liste orientieren. Generell gilt, dass ich mich an die regulären Studioalben gehalten habe und ihre immer zahlreicher werdenden Soundtracks außen vor gelassen habe. Der Grund ist einfach: Ich bin kein Mogwai-Ultrafan und habe mich mit den Soundtracks nicht eingehend beschäftigt. Und wie immer gilt: Eigene Listen oder Meinungsverschiedenheiten können gerne im Kommentarbereich hinterlassen werden. Kommen wir damit zu meinem Ranking!

12. The Bad Fire (2025)

Auf albumoftheyear.org wird das aktuelle Mogwai-Album als Must-Hear-Album gelistet, weil die Kritiker mal wieder ziemlich aus dem Häuschen sind. Ich für mein Teil bin allerdings nicht einmal mehr enttäuscht – denn das Album ist wie alle späten Mogwai-Alben durchaus okay, aber so wirklich hängen bleibt nichts. Was nicht weiter schlimm wäre, wenn das Album wenigstens eine besondere Stimmung erzeugen würde. Aber auch in diesem Punkt: Fehlanzeige. Es bleibt bei mir leider der Eindruck, dass Mogwai mittlerweile ihr Pulver verschossen haben. Dies gilt aber leider schon seit den letzten paar Alben, zu denen wir daher als nächstes kommen.

11. As the Love Continues (2021)

Als As the Love Continues vor vier Jahren erschienen ist, wurde es wieder einmal von der Kritik abgefeiert, was mich nach einem guten Jahrzehnt Mogwai-Abstinenz dazu gebracht hat, mich eingehender mit dem neueren Output der Band zu beschäftigen. Ich weiß noch, dass ich dieses Album damals durchaus gut, wenn auch nicht herausragend fand. Diesen Ersteindruck gilt es nach vier Jahren allerdings ein bisschen zu revidieren – denn nach neuerlichem Hören muss ich auch hier sagen, dass von dem Album außer der Single „Ritchie Sacramento“ überhaupt nichts hängen geblieben ist. Es kam mir vor, als würde ich ein komplett neues Album hören. Und wie beim diesjährigen Nachfolgeralbum gelingt es Mogwai für meine Begriffe nicht, irgendeine besondere Stimmung zu erzeugen, sodass auch dieses Album unterm Strich ganz nette Begleitmusik ist, aber keine explizite Hörempfehlung wert ist.

10. Every Country’s Sun (2017)

Im Überblick über ihr gesamtes Schaffen würde ich sagen, dass mit diesem Album die neuere Mogwai-Malaise der okayen Alben beginnt. Das Album startet bockstark: „Coolverine“ ist vielleicht einer der besten Album-Opener der Band überhaupt und schafft eine einnehmende Atmosphäre, die leider über Albumlänge nicht gehalten wird. Mit jedem Song verliert mich die Band mehr, bis das Album am Ende wie die späteren Alben nur noch an mir vorbeirauscht. „Coolverine“ empfehle ich nachdrücklich – den Rest eher nicht so.

9. Hardcore Will Never Die, But You Will (2011)

Wie gut ist bitte der Albumtitel Hardcore will never die, but you will ? Und ausnahmsweise ist der Titel für dieses Album auch gar nicht so unpassend, denn das Album ist natürlich kein Hardcore im strengen Sinne, aber es ist doch für Mogwai-Verhältnisse relativ hart und laut – ruhige Passagen muss man abgesehen vom 20-minüten Bonustrack am Ende der Platte beinahe mit der Lupe suchen. Mit dieser Entscheidung spielen sich Mogwai allerdings nicht gerade in die Karten, denn ihre Stärke liegt eigentlich in der aus dem Laut-Leise-Spiel sich entwickelnden Dynamik ihrer Stücke. Demgegenüber wirken die Songs und der Sound dieser Platte eher statisch, und damit leider auch ein wenig langweilig. Trotzdem bleibt unterm Strich ein gutes Album, das ich aber nun nicht gerade als erstes Album der Band hören würde.

8. The Hawk Is Howling (2008)

Dem ganzen Post-Rock-Genre haftet ein gewisser Gestus des Ernsthaften an, was vielleicht daran liegt, dass man sich bei der Komposition der Stücke ein wenig an klassischer Musik orientiert, die ja ebenfalls in aller Regel sehr dynamisch ist und mit Laut-Leise-Kontrasten arbeitet. Mogwai fallen dabei allerdings aus dem Rahmen, sind ihre Song- und vor allem Albumtitel häufig einfach nur witzig. Case in Point: The Hawk is Howling ist ein völliger Unsinnssatz – Wölfe jaulen, aber nicht Habichte oder Falken. Und wenn das Cover dann noch von einem Adler, und keinem Habicht geziert wird, ist das Verwirrspiel komplett.

Was die Musik angeht, so bin ich mir bei diesem Album am wenigsten klar darüber, wo ich es in diesem Ranking einsortieren soll: Lange Zeit war mir das Album viel zu ruhig und viel zu lang, aber nach all den Jahren beginne ich doch so langsam, an ihm Gefallen zu finden. Neulingen würde ich daher dringend raten, von dem Album vorerst Abstand zu nehmen – die Einstiegshürde in das Album ist relativ hoch. Aber wer erstmal Blut geleckt hat, darf sich ruhig einmal dran versuchen. Band-Highlights wie der Song „Scotland’s Shame“ warten nur darauf, entdeckt zu werden.

7. Mr. Beast (2006)

Mr. Beast ist ein Album, das mir durchweg gut gefällt und das ich gerne höre, aber von dem ich andererseits auch nicht begeistert bin. Mit einer Ausnahme: „Friend of the Night“ mit seiner schwelgerischen Klavieruntermalung gehört zum Besten, was Mogwai in ihrer Bandgeschichte je geschrieben haben, und ist meistens der Hauptgrund, warum ich mir das Album wieder anhöre: Ich möchte einfach einmal wieder für gut 5 Minuten die Welt umarmen. Statt das Album zu hören, kann man aber natürlich auch einfach das folgende Youtube-Video glotzen. Enjoy!

6. Rave Tapes (2014)

Wenn man rateyourmusic.com Glauben schenken möchte, gilt Rave Tapes mit einer Durchschnittsbewertung von derzeit 2,96/5 offenbar als das schlechteste Mogwai-Album ever. So gesehen ist es ein ziemlicher hot take von mir, das Album so weit oben zu platzieren. Aber ich kann mir nicht helfen: Ich finde das Album wirklich sehr gelungen! Und eingängig ist es auch noch! Woher also die verhaltenen Reaktionen?

Der Titel Rave Tapes ist mal wieder so ein halber Witz, denn natürlich ist das Album kein Rave, aber die elektronischen Elemente und Synthesizer nehmen auf dem Album einen prominenten Platz ein, was einigen Rock-Puristen möglicherweise sauer aufstößt. Anders kann ich mir jedenfalls nicht erklären, warum das Album so ein ungeliebtes Nischendasein fristet.

Ich habe jedenfalls aus diesem Album gelernt, dass Kritikerurteile und selbst aggregierte Userbewertungen wie auf rateyourmusic.com keine Garantie dafür geben können, wie man selbst auf ein Album reagiert. Es führt kein Weg daran vorbei: Die eigenen zwei Ohren sind der einzige Maßstab, der einem sicher sagen kann, wie man ein Album findet. Was es neben meiner allgemeinen Banausie für mich so schwer macht, über Musik zu schreiben. Aber wenn auch nichts dabei herumkommt, ist es wenigstens eine Form von unbezahlter Reklame und damit ein Liebesdienst an der Band, die man so sehr schätzt – und wem das zu unergiebig ist, der kann sich ja immer noch die Musik in den verlinkten Videos anhören. Mein schlechtes Gewissen bezüglich meines unfundierten Geschreibsels hält sich daher in Grenzen.

5. Rock Action (2001)

Man kann den Eindruck gewinnen, dass die besten Mogwai-Alben mit ihren Titeln in die völlig falsche Richtung führen: Denn auch auf Rock Action werden nicht etwa die Verstärker auf 11 gedreht, sondern das Album ist bis auf das zentrale Stück „You don’t know Jesus“ eher ruhig und herbstlich geraten. Also kein Album zum Ausrasten, sondern zum gemütlich auf der Couch einmümmeln. Womit wir zum einzigen Haken des Albums kommen: Mit 38 Minuten — und ich staune selbst, mich das sagen zu hören — ist es doch einen Tacken zu kurz geraten. Da ist man gerade in die Stimmung des Albums eingetaucht, und schon ist es nach 8 Songs wieder vorbei. Schade! Aber es gibt offensichtlich durchaus schlimmere Dinge, die sich ein Album zuschulden kommen lassen kann.

4. Happy Songs for Happy People (2003)

Happy Songs for Happy People… Muss ich an dieser Stelle noch erwähnen, dass der Albumtitel mal wieder ziemlich in die Irre führt? Was allerdings nicht in die Irre führt, ist das Albumcover – jedenfalls wenn man eine physische Version des Covers besitzt. Das ist nämlich kein so schlichtes Grau, wie es hier abgebildet ist, sondern ein silbern schimmerndes Metallic, das sich auf einem Bildschirm einfach nicht reproduzieren lässt. Und so klingt das Album für mein Empfinden wirklich: Hell, schimmernd, funkelnd. Insofern also doch auch ein bisschen happy? Nein, nicht wirklich. Eher melancholisch. Trotzdem großartig. Und die drei Extraminuten und der eine Extrasong gegenüber Rock Action macht tatsächlich den Unterschied: Happy Songs for Happy People hinterlässt mich satt und befriedigt. Also doch happy…!? Bevor ich mich hier noch weiter verzettele: Urteile selbst!

3. Come on, Die Young (1999)

Mit ihrem zweiten Album Come on, Die Young haben Mogwai bereits früh in ihrer Karriere klar gemacht, dass sie nicht auf der Stelle treten und sich nicht wiederholen wollen: Abgesehen vom Albumhöhepunkt „Christmas Steps“ ist das Album ein ziemlicher Leisetreter geworden, der eine ganz einzigartige Atmosphäre erzeugt: Ich fühle mich beim Hören des Albums wie ein Kind, das der Unheimlichkeit des eigenen Zuhauses innewird. Insofern machen Mogwai auch auf diesem Album ihrem Namen alle Ehre, der ja das Kuschelige und das Widerborstige miteinander vereint.

Ich muss allerdings auch sagen, dass dieses Album wohl das Mogwai-Album ist, das mir die meisten Schwierigkeiten bereitet hat: Für eine sehr lange Zeit fand ich das Album einfach nur langweilig, und die ersten Hördurchläufe habe ich noch als ziemliche Qual in Erinnerung. Das als Vorwarnung an diejenigen, die sich dann doch chronologisch durch Mogwais Diskographie hören wollen: Das Album macht es einem nicht leicht. Aber es lohnt sich, am Ball zu bleiben. Zumindest, wenn man sich in seinem eigenen Zuhause mal so richtig unwohl fühlen möchte.

2. EP (1999)

Eigentlich wollte ich ja nur die Alben von Mogwai ranken, aber für diese EP mache ich eine Ausnahme: Sie ist der Grund, weshalb ich mich überhaupt so ausgiebig mit Mogwai beschäftigt habe. Sie ist als EP natürlich viel zu kurz, hat aber mit „Stanley Kubrick“ und „Burn Girl Prom Queen“ zwei Songs in der Tasche, die zum besten gehören, was die Band je veröffentlicht hat.

Vor allem letzterer Song erinnert mich in seiner Schlichtheit und Schönheit an die besten Stücke von Arvo Pärt: Es passiert nichts, es regnet nicht einmal, es ist bloß grau draußen, und das Herbstlaub fällt langsam von einem allein stehenden Baum auf einer Weide. Gut, dass man selbst im warmen Bettchen liegt und sich ganz von der Atmosphäre einnehmen lassen kann. Auf Streamingdiensten findet man die EP zusammen mit zwei weiteren EPs als EP+6, wobei die EP selbst die letzten vier Stücke der Compilation sind. Die anderen EPs sind auch durchaus gut und hörenswert, aber das Meisterwerk ist EP selbst, weshalb ich bewusst nur EP gerankt habe. Einfach großartig.

1. Mogwai Young Team (1997)

Lange Zeit hätte ich dieses Album weiter hinten in diesem Ranking einsortiert, weil ich es auf die zwei offensichtlichen Highlights reduziert habe: „Like Herod“, der wohl grimmigste Song der Bandgeschichte, der in seiner rohen Gewalt fast schon schockierend ist, und den krönenden Abschluss „Mogwai Fear Satan“, der mit seiner hinreißenden Laut-Leise-Dynamik für das gesamte Genre Post-Rock prägend geworden ist. Den Rest hatte ich demgegenüber eher als Füller in Erinnerung.

Aber als ich das Album aus Anlass der Erstellung dieser Liste wieder gehört habe, musste ich zu meinem Entzücken feststellen, dass auch alles, was zwischen diesen beiden Highlights auf dem Album passiert, absolut Weltklasse ist. Hier ist wirklich jeder Song ein Treffer, sodass ich nur nachdrücklich empfehlen kann, sich dieses Album komplett anzuhören. Der Sound ist noch etwas trocken und nicht so fett wie auf späteren Alben, was für manchen eine Einstiegshürde sein wird. Aber die Songs sind einfach meisterhaft. Und deshalb ist das Debüt dann doch auf dem Treppchen ganz oben gelandet. Chapeau!

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